In der Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie bekennt sich die Bundesregierung zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDGs). Den Hochschulen ist bei der Umsetzung der Ziele eine besondere Bedeutung beizumessen. An ihnen wird kritisch reflektiert, verworfen, Altes aufgegriffen und Neues erschaffen, geforscht, gelehrt und gelernt. Es werden zukünftige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ausgebildet und zum Handeln befähigt. Hochschulen vermitteln über Personen Kompetenzen in die Gesellschaft und nehmen damit Einfluss auf gesellschaftliche Diskurse und Debatten.
Hochschulen können den Weg für Veränderungsprozesse bereiten und einen Beitrag dazu leisten, Lösungsvorschläge für aktuelle Krisen zu entwerfen, indem sie verschiedene Pfadoptionen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung eröffnen. Dies geschieht sowohl nach innen, z.B. durch ausdrücklich nachhaltigkeitsbezogene Ansätze in Lehre und Forschung oder die Koordination und das Management von Nachhaltigkeit im Betrieb, als auch nach außen, z.B. durch den Transfer von Erkenntnissen der Nachhaltigkeitsforschung in andere Gesellschaftsbereiche.
Hochschulen gehen immer häufiger dazu über, Nachhaltigkeitsberichterstattung einzusetzen, um sowohl ihren Beitrag durch Forschung und Lehre als auch im Betrieb der Hochschule zu einer nachhaltigen Entwicklung transparent darzustellen und um langfristig ihr institutionelles Nachhaltigkeitsprofil zu schärfen. Nachhaltigkeitsberichte sind ein geeignetes Instrument, um die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zu kommunizieren und darzulegen, wie den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung aktiv begegnet wird. In Deutschland wurden bis Mitte 2016 40 Nachhaltigkeitsberichte von 21 Hochschulen publiziert (Azizi et al. 2018).
Vor diesem Hintergrund hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung 2015 zusammen mit rund 50 Hochschulvertreterinnen und -vertretern begonnen, den Deutschen Nachhaltigkeitskodex für Hochschulen anzupassen. Die Erarbeitung erfolgte in einem dreivierteljährigen, intensiven Austausch- und Diskussionsprozess, der im Frühjahr eine Beta-Version des Nachhaltigkeitskodex für Hochschulen (HS-DNK) hervorbrachte. Von Ende 2016 bis Anfang 2018 wurde die Beta-Version von insgesamt zwölf Pilothochschulen im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen (HOCH-N): entwickeln – vernetzen – berichten” getestet. Bei den Pilothochschulen handelt es sich im Einzelnen um:
- Freie Universität Berlin
- Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)
- Hochschule Kaiserslautern
- Hochschule Trier
- Hochschule Zittau/Görlitz
- Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
- Leuphana Universität Lüneburg
- Technische Universität Darmstadt
- Technische Universität Dresden
- Universität Duisburg-Essen
- Universität Hamburg
- Universität Tübingen
Nach Abschluss der Anwendungsphase Anfang 2018 wurde im Rahmen des HOCH-N-Projekts in einem partizipativen Prozess zusammen mit den Pilothochschulen eine finale Fassung des HS-DNK erstellt, die vom Rat für Nachhaltige Entwicklung im Frühjahr 2018 beschlossen und der Öffentlichkeit Mitte Mai 2018 vorgestellt wurde. Im Oktober 2018 hat HOCH-N eine Betaversion für einen Leitfaden zur Anwendung des HS-DNK veröffentlicht, der 2020 aktualisiert wurde.